In der Schule lernen Mikel und Loretta, wie man in einem Notfall richtig hilft – von der stabilen Seitenlage bis zur Notrufnummer 112.
Als ihr Opa bei einer Gartenfeier plötzlich nicht mehr klar sprechen kann, erinnern sie sich genau an das Gelernte.
Eine echte Mutprobe beginnt – mit viel Herz, klugem Handeln und einem großen Happy End.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
In der dritten Klasse der Grundschule Sonnental war heute ein besonderer Tag.
Mikel und Loretta saßen nebeneinander in der vordersten Reihe und warteten gespannt.
Die Lehrerin, Frau Blum, hatte angekündigt, dass heute ein Erste-Hilfe-Kurs stattfinden würde.
„Was ist denn Erste Hilfe überhaupt?“, fragte Loretta leise.
„Na, das ist, wenn man jemandem hilft, der sich verletzt hat oder plötzlich krank wird“, flüsterte Mikel zurück.
Der Erste-Hilfe-Ausbilder hieß Herr Seifert und kam von der örtlichen Feuerwehr.
Er hatte eine große Tasche dabei, aus der er Verbände, eine Puppe und ein rotes Notfalltelefon holte.
„Heute lernt ihr, wie ihr im Notfall helfen könnt – ganz einfach, aber sehr wichtig“, sagte Herr Seifert mit einem freundlichen Lächeln.
Zuerst erklärte er, wie man die Notrufnummer 112 richtig benutzt.
„Das Wichtigste ist: Immer ruhig bleiben und dem Menschen helfen, soweit ihr könnt. Und dann den Notruf wählen. 112. Das geht sogar ohne Guthaben oder SIM-Karte.“
Mikel staunte.
„Das wusste ich gar nicht!“
Dann zeigte Herr Seifert, wie man eine verletzte Person in die stabile Seitenlage bringt.
Er ließ die Kinder üben – mit Matten auf dem Boden und einer großen Übungspuppe.
Loretta war zuerst etwas unsicher, aber mit Mikels Hilfe gelang ihr die stabile Seitenlage ganz prima.
„Super gemacht“, lobte Herr Seifert. „So schützt ihr jemanden, der nicht bei Bewusstsein ist, davor, dass er sich verschluckt.“
Danach lernten sie, wie man bei Verdacht auf einen Schlaganfall hilft.
Herr Seifert erklärte die vier wichtigsten Punkte, mit denen man einen Schlaganfall erkennen kann.
„Das nennt man die FAST-Regel“, sagte er und schrieb sie an die Tafel:
„F wie Face – kann die Person noch lächeln? Hängt ein Mundwinkel?
A wie Arm – kann die Person beide Arme heben?
S wie Sprache – spricht die Person klar und deutlich?
T wie Time – Zeit ist entscheidend. Sofort den Notruf wählen!“
Alle Kinder übten es miteinander.
„Sag mal was Lustiges!“, rief Mikel und Loretta grinste breit.
„Jetzt hebe mal beide Arme hoch!“
Sie machten es wie ein Spiel, aber alle merkten: Das ist ganz schön wichtig.
Am nächsten Samstag war eine große Gartenparty bei Mikel zu Hause.
Es gab bunte Lichter, Würstchen vom Grill, Salat und Limonade.
Mikels Opa Karl war auch da.
Er saß in einem Liegestuhl im Schatten des Apfelbaums und unterhielt sich mit Tante Marion.
Mikel und Loretta spielten Fangen auf der Wiese, als sie plötzlich ein leises „Oh je“ hörten.
Sie drehten sich um.
Opa Karl hielt sich die Stirn, sah plötzlich ganz blass aus und rutschte langsam im Liegestuhl zur Seite.
„Loretta!“, rief Mikel erschrocken. „Da stimmt was nicht!“
Sie rannten sofort zu ihm.
Loretta beugte sich hinunter.
„Opa, alles in Ordnung?“
Er murmelte etwas Unverständliches und versuchte, einen Arm zu heben, aber nur einer bewegte sich richtig.
Mikel erinnerte sich an das, was sie gelernt hatten.
„FAST!“, flüsterte er. „Wir müssen testen!“
Loretta nickte.
„Opa, kannst du uns anlächeln?“
Opa Karls Mundwinkel zuckte – aber nur auf einer Seite.
„Kannst du beide Arme heben?“, fragte Mikel schnell.
Der rechte Arm blieb fast ganz unten.
„Sag mal: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“, sagte Loretta.
Opa versuchte zu sprechen, aber die Worte klangen komisch.
„Es stimmt“, sagte Mikel ernst. „Das ist ein Notfall. Wir müssen Hilfe holen.“
Loretta lief zu Mamas Tasche, holte das Handy heraus und wählte 112.
„Notruf Feuerwehr und Rettungsdienst. Was ist passiert?“, hörte sie eine ruhige Stimme.
Loretta erklärte klar und deutlich, was los war.
Die Frau am Telefon blieb ganz ruhig und sagte: „Gut gemacht. Bleibt bei eurem Opa, der Rettungswagen ist unterwegs.“
Inzwischen waren auch die Erwachsenen aufmerksam geworden.
„Was ist denn hier los?“, fragte Tante Marion besorgt.
Mikel erklärte, was sie gesehen hatten – und dass sie schon Hilfe gerufen hatten.
„Ich glaube, es ist ein Schlaganfall“, sagte er.
Die Erwachsenen waren überrascht.
„Ihr habt das ganz allein erkannt?“, fragte Mamas Freundin Sarah.
Mikel nickte.
„Wir hatten Erste-Hilfe-Unterricht in der Schule.“
Kurz darauf heulte auch schon das Martinshorn, und der Rettungswagen fuhr in den Gartenweg ein.
Zwei Sanitäter sprangen heraus und kamen sofort zu Opa Karl.
Sie sprachen ruhig, untersuchten ihn und lobten die Kinder.
„Ihr habt ganz schnell reagiert – das war sehr wichtig.“
Nach wenigen Minuten war Opa im Wagen und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Am Abend rief Oma an.
„Die Ärzte sagen, es war kein Schlaganfall, nur ein Kreislaufkollaps wegen der Hitze – aber ihr habt alles richtig gemacht. Es war sehr gut, dass ihr sofort Hilfe geholt habt.“
Alle atmeten erleichtert auf.
„Puh“, sagte Loretta. „Ich dachte, ich bekomme gleich selber einen Schreckanfall.“
Alle lachten.
Ein paar Tage später kam ein offizieller Brief ins Haus.
Der Bürgermeister hatte davon erfahren.
Er lud Mikel und Loretta zu einer kleinen Veranstaltung im Rathaus ein – als Dankeschön.
„Oh nein, müssen wir da auf eine Bühne?“, stöhnte Loretta.
„Ja“, sagte Mikel. „Aber du darfst den Bürgermeister umarmen, wenn du willst.“
„Nur wenn du es auch tust!“, lachte Loretta.
Bei der Veranstaltung bekamen sie Urkunden, ein kleines Erste-Hilfe-Set und ganz viel Applaus.
Mikel und Loretta waren ein bisschen rot im Gesicht – aber auch richtig stolz.
Und alle sagten:
„Gut, dass Kinder so klug und mutig sein können!“
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.