Mila liebt das Fahrradfahren – besonders mit ihrem Papa.
An einem heißen Sommertag erleben die beiden ein ganz besonderes Heimfahr-Abenteuer.
Doch es geht nicht nur um Kurven, Kilometer und Schwitzen, sondern um etwas viel Wichtigeres: Vorbilder sein – ganz ohne große Worte.
Eine liebevolle Geschichte über Vertrauen, Mut und kleine Gesten mit großer Bedeutung.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Die Sonne stand schon tief, als Mila und ihr Papa vom Schwimmbad losradelten.
Es war ein glühend heißer Tag gewesen – einer von denen, an denen das Pflaster unter den Reifen klebt und die Luft flirrt wie Zauberstaub.
Mila war sechs Jahre alt und fuhr ein rotes Fahrrad mit einem weißen Körbchen vorne dran.
Darin lag ihr nasses Handtuch, ein leerer Apfel-Smoothie-Becher – und ein kleiner Glücksstein, den sie im Wasser gefunden hatte.
„Noch dreihundert Meter!“, rief Papa. „Dann links um die Kurve – und wir sind zu Hause!“
„Echt jetzt?“, rief Mila keuchend, trat aber tapfer weiter in die Pedale.
„Ganz echt. Du machst das super!“
Mila strampelte.
Und strampelte.
Und strampelte.
Der Weg war nicht steil, aber nach einem langen Tag im Wasser fühlten sich ihre Beine an wie gekochte Spaghetti.
Trotzdem gab sie nicht auf.
Sie wusste: Papa fuhr genau hinter ihr.
Wie immer.
Sein Rad war viel größer, und auf dem Gepäckträger wackelte eine Tasche voller Badeklamotten.
Und beide trugen Helme.
Mila hatte ihren pinkfarbenen Lieblingshelm auf, den mit den Sternen.
Und Papa?
Der trug seinen grauen Helm mit der Delle an der Seite.
„Papa?“, keuchte Mila plötzlich. „Warum trägst du eigentlich immer Helm? Du bist doch schon groß.“
Papa lachte.
„Na, weil mein Kopf auch groß ist. Und weil ich es wichtig finde.“
„Aber du bist doch vorsichtig.“
„Das stimmt. Aber ich trage ihn auch für dich, Mila.“
Mila runzelte die Stirn und trat ein kleines bisschen langsamer.
„Für mich?“
„Damit du weißt, dass Helme normal sind. Und weil ich will, dass du sicher bist – und mutig.“
Mila lächelte.
Das war ein schönes Gefühl: zu wissen, dass jemand für einen mitdenkt.
Und dann kam die Kurve.
Sie bog links ab, genau wie Papa gesagt hatte.
Und da war sie: ihre Straße!
Bäume warfen endlich Schatten über den Asphalt, und Milas Haus war schon zu sehen.
Ein Windhauch kühlte ihr Gesicht.
Sie rollte aus und sprang ab.
„Geschafft!“, rief sie triumphierend.
Papa stieg ebenfalls ab, wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und grinste.
„Wie ein Profi.“
Mila klopfte sich auf die Brust. „Wie ein Rennprofi!“
Dann nahm sie den Helm ab.
Ihr Haar war plattgedrückt, ihr Gesicht glühte – aber sie strahlte.
„Papa?“, fragte sie noch einmal. „Wenn ich später mal Kinder habe, dann trage ich auch einen Helm. Damit sie sehen, wie’s geht.“
Papa nickte.
„Genau das meine ich. Du wirst eine tolle Mama sein.“
Mila dachte kurz nach.
Dann streckte sie ihm die Hand hin.
„Versprochen?“
„Versprochen.“
Sie schüttelten sich die Hände, als hätten sie einen geheimen Pakt geschlossen.
Dann gingen sie gemeinsam ins Haus, wo kühles Wasser und ein Stück Melone warteten.
Und draußen, auf der Straße, blieben zwei Fahrräder stehen – nebeneinander, mit zwei Helmen daran.
Zwei Zeichen dafür, dass Vorbilder nicht laut sein müssen.
Sondern einfach mitfahren.
Still.
Sicher.
Und voller Liebe.
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.