Der kleine Specht Piko liebt Abenteuer und Bücher mehr als alles andere. Als er in Kunigundes Bibliothek ein geheimnisvolles Buch entdeckt, das vergessene Geschichten enthält, steht er vor einer großen Aufgabe. Kann er die verschwundenen Erzählungen retten? Und was, wenn er selbst eine Geschichte schreiben muss?

Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.

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Piko, der kleine Specht, liebte Bücher.

Seit er in Kunigundes Bibliothek sein erstes Abenteuerbuch gelesen hatte, wollte er alles über ferne Länder, geheime Schätze und mutige Helden wissen.

Jeden Nachmittag flatterte er in die Bibliothek, setzte sich auf einen Ast und las so lange, bis seine Augen zufielen.

Eines Tages entdeckte er ein besonders altes Buch ganz oben auf einem Regal.

Der Einband war aus dickem, braunem Leder, und der Titel war kaum noch zu erkennen.

„Das geheime Buch der verlorenen Geschichten“, las Piko leise vor.

Neugierig klopfte er mit seinem Schnabel dagegen.

Es fühlte sich anders an als die anderen Bücher.

„Das möchte ich lesen!“, rief er aufgeregt.

Kunigunde schob ihre Brille zurecht und betrachtete das Buch.

„Oh, das ist ein sehr besonderes Buch, Piko“, sagte sie langsam.

„Es enthält Geschichten, die schon fast vergessen wurden. Manche Seiten sind leer – sie warten darauf, dass jemand sie wiederfindet.“

Piko staunte.

„Wie kann eine Geschichte verschwinden?“

Kunigunde seufzte.

„Manche Geschichten werden nicht mehr erzählt. Und wenn sie lange genug vergessen werden, verblassen sie…“

Piko schüttelte den Kopf.

„Das darf nicht passieren!“

Sofort begann er zu lesen.

Doch schon nach wenigen Seiten hörte der Text plötzlich auf.

Der Rest der Seite war leer!

„Kunigunde!“, rief Piko aufgeregt.

„Hier fehlt etwas! Wo ist der Rest der Geschichte?“

Kunigunde blinzelte.

„Vielleicht wartet sie darauf, von dir erzählt zu werden…“

Piko überlegte.

Er kannte viele Geschichten aus der Bibliothek, aber er wollte eine ganz eigene erfinden.

Also flog er hinaus in den Wald, klopfte an die Bäume und fragte die anderen Tiere nach ihren Erlebnissen.

Der alte Dachs erzählte ihm von einer geheimen Höhle voller funkelnder Steine.

Die Maus Mimi berichtete von einer winzigen Tür am Baumstamm, die sich nur bei Vollmond öffnete.

Und das Eichhörnchen Fridolin sprach von einer goldenen Nuss, die im Winter niemals gefror.

Piko notierte alles in seinem Kopf.

Dann kehrte er in die Bibliothek zurück, nahm eine Feder und begann zu schreiben.

Worte füllten die leeren Seiten.

Sätze wuchsen zu Geschichten.

Und mit jeder Zeile, die Piko schrieb, leuchteten die Buchstaben auf, als würden die alten Geschichten wieder zum Leben erwachen.

Am nächsten Morgen blätterte Kunigunde durch das Buch.

Sie lächelte stolz.

„Piko, du hast es geschafft“, sagte sie.

„Du hast die verlorenen Geschichten gerettet.“

Der kleine Specht plusterte sich vor Freude auf.

Von diesem Tag an wusste er, dass Geschichten nicht nur gelesen, sondern auch erzählt und bewahrt werden müssen.

Und so begann für Piko ein neues Abenteuer – das Abenteuer des Geschichtenerzählens.