Lotte ist keine gewöhnliche Schnecke.
Sie träumt davon, zu hüpfen – so wie die Grashüpfer.
Alle sagen: „Schnecken hüpfen nicht!“
Aber Lotte hat ihren eigenen Kopf und einen großen Traum.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Im wilden Garten hinter dem alten Apfelbaum lebte die kleine Schnecke Lotte.
Sie war nicht besonders schnell, nicht besonders bunt, aber sie war besonders neugierig.
Lotte liebte es, andere Tiere zu beobachten: die flatternden Schmetterlinge, die brummenden Bienen und die springenden Grashüpfer.
Vor allem die Grashüpfer hatten es ihr angetan.
Wie sie durch die Luft wirbelten, hoch in den Himmel hüpften – das fand Lotte wunderbar.
Eines Tages saß sie auf einem dicken Kürbisblatt und schaute Grashüpfer Gustav beim Springen zu.
Er machte gerade einen besonders großen Satz, da seufzte Lotte laut:
„Ach, wenn ich doch auch so hüpfen könnte …“
Gustav hörte das und lachte freundlich.
„Lotte, du bist eine Schnecke! Schnecken hüpfen nicht.“
Doch Lotte ließ sich nicht beirren.
„Vielleicht hat das nur noch niemand ausprobiert. Ich will es wenigstens versuchen!“
Gustav schüttelte den Kopf, aber Lotte rutschte schon entschlossen von ihrem Blatt herunter.
Sie machte sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, sich in die Luft zu schwingen.
Als Erstes rollte sie sich ganz fest zusammen – vielleicht würde sie so wegrollen und dann aufspringen wie ein Ball?
Doch es klappte nicht.
Sie kullerte bloß den Hang hinunter und landete unsanft im Salatbeet.
„Autsch … das war’s wohl nicht“, murmelte sie.
Da kam der Regenwurm Rüdiger aus der Erde geschlängelt.
„Was machst du da, Lotte? Du siehst ein bisschen zerknautscht aus.“
„Ich übe das Hüpfen“, sagte Lotte. „Ich will auch mal fliegen – wie Gustav.“
Rüdiger schmatzte nachdenklich.
„Fliegen kann ich auch nicht. Aber ich kann dir zeigen, wie man sich durch die Erde wühlt. Das ist auch ein Abenteuer.“
„Danke, Rüdiger, aber heute will ich lieber in die Luft, nicht unter die Erde.“
Rüdiger zwinkerte und verschwand wieder.
Lotte wanderte weiter und traf die Schmetterlingsdame Bibi, die gerade Nektar naschte.
„Bibi! Könntest du mich ein Stückchen fliegen lassen?“
Bibi setzte sich vorsichtig neben Lotte.
„Puh, du bist zwar klein, aber ganz schön schwer für meine Flügel. Vielleicht nur ein winziges Stückchen …“
Mit viel Mühe flatterte Bibi ein paar Zentimeter mit Lotte auf dem Rücken über eine Gänseblümchenwiese.
Lotte fühlte sich, als würde sie schweben!
„Huiiiii!“, rief sie begeistert.
Doch dann ließ Bibi sie vorsichtig wieder auf einem Blatt landen.
„Das war wunderschön, danke!“, sagte Lotte.
Aber es war nicht ganz das, was sie suchte.
Sie wollte aus eigener Kraft hüpfen.
Gerade als sie überlegte, was sie noch versuchen könnte, raschelte es im Gebüsch.
Ein junger Igel namens Iggy kam vorbei, mit einem kleinen Holzstück im Maul.
„Hallo Lotte! Was treibst du denn hier ganz allein?“
„Ich will hüpfen. Hast du vielleicht eine Idee, wie man das macht?“
Iggy grinste.
„Hmm … was du brauchst, ist ein Katapult!“
Lotte machte große Augen.
„Ein was?“
„Ein Katapult. Ich baue dir eins. Warte kurz.“
Mit seinen geschickten Pfoten bastelte Iggy aus Zweigen, Gänseblümchern und einem Gummiband eine kleine Abschussrampe.
Lotte kletterte vorsichtig in die Blüte.
„Bereit?“, fragte Iggy.
Lotte nickte tapfer.
„Drei … zwei … eins … LOS!“
Das Gummiband schnippte zurück – und Lotte sauste durch die Luft!
Sie flog tatsächlich!
Wenn auch nur ein paar Sekunden.
Dann landete sie sanft im Moos – direkt neben einem kleinen Fuchs, der unter einem Farn geschlafen hatte.
Der Fuchs rieb sich die Augen.
„Hab ich das geträumt – oder ist da gerade eine Schnecke vom Himmel gefallen?“
Lotte lachte.
„Ich bin Lotte. Und ja – ich kann hüpfen!“
Der Fuchs staunte.
„Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist.“
„Ich auch nicht“, kicherte Lotte. „Aber mit ein bisschen Mut und Hilfe von Freunden geht mehr, als man denkt.“
Von diesem Tag an wurde Lotte zur berühmtesten Schnecke im Garten.
Alle Tiere kamen, um sie zu sehen – die Schnecke, die hüpfen konnte.
Und wenn jemand wieder sagte: „Schnecken hüpfen nicht“, dann lächelte Lotte nur und sagte:
„Vielleicht nicht oft. Aber manchmal eben doch.“
Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.