Manchmal braucht es nur einen kleinen Schritt, um etwas Großes zu schaffen.
Lena hat Angst vor dem dunklen Dachboden – bis sie eine wichtige Aufgabe bekommt, die sie mutiger macht, als sie je gedacht hätte.
Begleite sie auf ihrem Abenteuer und entdecke, wie stark man sich fühlen kann, wenn man über sich hinauswächst.
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Lena war ein fröhliches, neugieriges Mädchen mit braunen Locken und einem Lächeln, das fast nie verschwand.
Aber es gab eine Sache, vor der sie sich fürchtete: der große, dunkle Dachboden im Haus ihrer Großeltern.
Jedes Mal, wenn sie mit ihrer Familie zu Besuch war, machte sie einen Bogen um die knarzende Holztreppe, die hinaufführte.
„Da oben wohnen bestimmt Gespenster“, flüsterte sie ihrem Kuscheltier Max zu.
Der Dachboden war voller alter Kisten, Spinnweben und Schatten, die sich beim kleinsten Lichtstrahl bewegten.
Niemand zwang Lena hinauf, doch sie wusste, dass irgendwann der Moment kommen würde.
An einem Samstagmorgen sagte Oma beim Frühstück: „Lena, ich brauche deine Hilfe. Ich suche Omas altes Fotoalbum, es müsste auf dem Dachboden sein.“
Lena schluckte.
Ihre Gabel mit dem Stück Pfannkuchen blieb in der Luft stehen.
„Auf dem… Dachboden?“, fragte sie leise.
Oma nickte freundlich. „Ja, aber du musst nicht alleine gehen. Ich gebe dir eine Taschenlampe und Max darf dich begleiten.“
Lena schaute zu Max, dem kleinen Stofflöwen mit der zotteligen Mähne, den sie schon seit dem Kindergarten hatte.
Mutig sah er aus – und irgendwie machte das Lena ein kleines bisschen mutiger.
„Okay… ich versuch’s“, sagte sie zögernd.
Ihre Eltern lächelten ermutigend, und ihr großer Bruder Leo rief: „Du schaffst das, Lena! Der Dachboden ist gar nicht so schlimm.“
Mit klopfendem Herzen stieg Lena die schmalen Holzstufen hinauf.
Die Stufen ächzten unter ihren kleinen Füßen, und bei jedem Knarren hielt sie kurz den Atem an.
Oben angekommen, schob sie vorsichtig die schwere Dachbodentür auf.
Ein Schwall staubiger Luft kam ihr entgegen, und sie musste niesen.
„Hatschi!“, machte sie und kicherte ein bisschen.
Das Kichern half.
Sie schaltete die Taschenlampe ein, und ein heller Lichtkegel tanzte über die Kisten und alten Möbel.
In der Ecke bewegte sich etwas – oder war das nur ein Schatten?
Lena hielt Max fest an sich gedrückt.
„Wenn du keine Angst hast, hab ich auch keine“, flüsterte sie ihrem Stofflöwen zu.
Langsam ging sie durch den Raum.
Sie sah einen alten Spiegel, in dem sich ihr Licht reflektierte, und erschrak kurz vor ihrem eigenen Schatten.
„Puh… nur ich selbst“, murmelte sie.
Die Kisten waren mit alten Etiketten beschriftet.
„Spielzeug“, „Weihnachten“, „Fotos“.
Da!
„Fotos!“, rief sie aufgeregt.
Sie zog vorsichtig den Deckel der Kiste ab und entdeckte mehrere Alben, eingewickelt in ein weiches Tuch.
„Ich hab’s gefunden!“, rief sie laut, obwohl ihr niemand antwortete.
In diesem Moment passierte es:
Etwas fiel hinter ihr um – ein altes Holzbrett, das an der Wand gelehnt hatte.
Es polterte zu Boden, und Lena schrie erschrocken auf.
Aber anstatt loszuweinen oder wegzulaufen, atmete sie tief ein.
Dann noch einmal.
„Es war nur ein Brett“, sagte sie laut. „Es ist nichts passiert.“
Sie spürte, wie ihr Herz langsamer schlug.
Plötzlich fühlte sie sich… stark.
„Ich hab’s geschafft“, flüsterte sie. „Ich war ganz allein hier oben – und ich hab keine Angst mehr.“
Mit dem Album unter dem Arm und Max in der anderen Hand stieg sie langsam die Treppe hinunter.
Unten warteten Oma, Mama, Papa und Leo auf sie.
„Und?“, fragte Oma.
Lena grinste.
„Ich hab’s gefunden! Und weißt du was, Oma? Der Dachboden ist gar nicht so schlimm.“
„Ich bin stolz auf dich“, sagte ihre Mutter und nahm sie in den Arm.
„Warst du ganz allein oben?“, fragte Leo.
Lena nickte.
„Nur ich, Max und die Taschenlampe. Und ein umfallendes Brett“, sagte sie stolz.
Opa trat aus dem Wohnzimmer und hörte gerade noch den letzten Satz.
„Weißt du, Lena“, sagte er und zwinkerte, „manchmal ist Mut einfach nur: weitermachen, obwohl man ein bisschen Angst hat.“
Lena nickte.
„Ich glaub, Max und ich haben heute unseren Mut gefunden.“
Am Abend erzählte sie beim Abendbrot noch einmal die ganze Geschichte.
Sogar beim Zähneputzen war sie noch ganz aufgeregt.
Und als sie schließlich im Bett lag, flüsterte sie Max ins Ohr:
„Ich bin mutig. Und morgen zeig ich Leo den Dachboden. Dann sieht er mal, wie tapfer seine kleine Schwester ist.“
Max antwortete nicht – aber Lena war sicher, dass auch er ein bisschen stolz war.
Und von diesem Tag an war der Dachboden für sie kein unheimlicher Ort mehr, sondern ein Ort, an dem sie etwas ganz Wichtiges gefunden hatte:
ihren Mut.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.