Ein ganz besonderer Ausflug wartet auf Mia, Jonas und ihre Großeltern: Ein Spaziergang mit echten Alpakas! Während alle anderen sofort beste Freunde mit ihren Tieren werden, treffen ausgerechnet Opa und das sture Alpaka Lotti aufeinander … Ob die beiden doch noch Freunde werden?
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Es war ein sonniger Samstagmorgen, als Mia und Jonas aufgeregt mit ihren Eltern und Großeltern vor dem kleinen Alpaka-Hof standen.
Der Ausflug war Omas Idee gewesen.
„Alpakas sind sanfte Tiere“, hatte sie gesagt. „Mit denen kann man wunderbar spazieren gehen.“
Die Kinder hüpften vor Freude.
Sie hatten schon viel über Alpakas gehört, aber noch nie eines gestreichelt.
Der Bauer des Hofes, Herr Kramer, begrüßte sie freundlich.
„Na, ihr Lieben“, sagte er und klatschte in die Hände. „Heute dürft ihr alle ein Alpaka führen.“
Sein breites Lächeln ließ die Kinder sofort Vertrauen fassen.
„Aber denkt dran: Alpakas haben ihren eigenen Kopf.“
Mia bekam ein weißes Alpaka mit braunen Flecken.
Sie taufte es „Flocke“.
Jonas bekam einen kleinen, flauschigen Alpaka-Jungen, den er „Wuschel“ nannte.
Mama und Papa führten ein Paar – „Luna“ und „Leo“.
Und dann kam Opa an die Reihe.
Herr Kramer führte ihm eine zottelige, hellbraune Alpaka-Dame mit großen dunklen Augen zu.
„Das ist Lotti“, sagte er. „Unsere Eigenwillige.“
Oma lachte.
„Na, da hast du ja genau die Richtige, mein Lieber.“
Opa grinste schief.
„Mit Sturköpfen kenn’ ich mich aus.“
Lotti blinzelte.
Opa schob sich die Mütze zurecht.
Dann nahm er das Halfter.
„Na, Lotti? Gehen wir, oder was?“
Lotti blieb stehen.
Opa zog sacht am Strick.
Lotti reckte den Kopf — in die entgegengesetzte Richtung.
Die anderen hatten sich schon in Bewegung gesetzt.
Mia und Jonas kicherten.
„Na los, Opa!“, rief Jonas. „Die anderen sind schon weg!“
Opa räusperte sich.
„Das machen wir jetzt auf meine Art.“
Er schnalzte mit der Zunge.
„Komm, Mädchen.“
Lotti blinzelte – und drehte sich um.
Langsam, aber bestimmt trottete sie … genau in die andere Richtung.
„Das gibt’s doch nicht!“, murmelte Opa.
Er zog – ganz vorsichtig.
Lotti stemmte die Beine in den Boden.
Kein Zentimeter.
Opa seufzte.
„Du sture Ziege …“
„Das ist ein Alpaka, keine Ziege“, rief Mia lachend.
Oma kam herbei.
„Ach, lass ihr Zeit. Du bist ja auch nicht der Schnellste beim Losgehen.“
Opa hob die Augenbrauen.
„Ha-ha.“
Herr Kramer zuckte die Schultern.
„Lotti sucht sich gerne aus, mit wem sie gehen will.“
Opa verschränkte die Arme.
„Na, dann wollen wir mal sehen.“
Er machte einen Schritt vor.
Lotti – drehte sich zur Seite.
Ein Tänzchen begann.
Nach rechts.
Nach links.
Einen Schritt zurück.
Opa – mit hochrotem Kopf – folgte jeder Bewegung.
Die anderen bogen kichernd um die Kurve des Waldweges.
Nur Opa und Lotti blieben zurück.
Da fiel Opa plötzlich etwas ein.
Er griff in seine Jackentasche.
Ein kleiner Apfel kullerte heraus.
„Aha …“
Opa hielt den Apfel vor Lottis Nase.
Lotti spitzte die Ohren.
Sie schnupperte.
Opa trat einen Schritt zurück.
Lotti – machte einen Schritt nach vorn.
„Na also …“
Noch einen Schritt.
Lotti folgte.
„Braves Mädchen.“
Lotti kaute zufrieden.
Opa warf einen Blick nach vorn.
Der Rest der Familie wartete an einer Bank unter einer alten Eiche.
„Geht doch!“, rief Opa und marschierte los.
Lotti trottete gemächlich hinterher.
Der Apfel war schnell verputzt, aber Lotti blieb dicht an seiner Seite.
Als sie bei den anderen ankamen, klatschten Mia und Jonas in die Hände.
„Opa hat’s geschafft!“
Opa zog die Mütze und verbeugte sich.
„Man muss nur wissen, wie.“
„Oder was du in der Tasche hast“, flüsterte Oma und zwinkerte ihm zu.
Gemeinsam zogen sie los.
Der Weg führte durch einen kleinen Wald.
Vögel zwitscherten.
Die Sonne warf Lichtflecken auf den Boden.
Lotti trabte nun ganz brav neben Opa her.
Sie stupste ihn sogar manchmal an.
„Na, wir zwei sind jetzt wohl Freunde“, murmelte Opa.
Mia lief mit Flocke vorneweg.
Jonas sang ein Lied für Wuschel.
Mama und Papa spazierten Arm in Arm, ihre Alpakas gemächlich nebenher.
Oma erzählte Herr Kramer Geschichten von früher.
Am Waldrand entdeckten sie einen kleinen Bach.
Das Wasser glitzerte zwischen den Steinen.
Mia zog die Schuhe aus und plantschte mit den Füßen im Wasser.
„Komm, Lotti!“, rief Opa und hielt den Strick locker.
Lotti ging bis zum Rand und beugte sich zum Wasser.
Vorsichtig nippte sie daran.
Jonas lachte.
„Jetzt ist sie doch kein Sturkopf mehr!“
Opa nickte.
„Man muss eben Geduld haben.“
Sie setzten sich auf Baumstämme und machten eine Pause.
Oma packte Apfelschnitze aus.
Auch die Alpakas bekamen je ein kleines Stück.
Lotti knabberte an Opas Hand und ließ sich sogar das weiche Fell kraulen.
„Na, wenn das kein Freundschaftsbeweis ist“, sagte Oma.
Nach der Pause ging es weiter.
Unter den grünen Blättern war es angenehm kühl.
Die Alpakas liefen ruhig neben den Kindern und Erwachsenen her.
Keiner zickte mehr.
Nicht mal Opa.
Nach fast zwei Stunden kamen sie zurück zum Hof.
Die Sonne stand schon tiefer.
Alle waren müde – aber glücklich.
„Das war sooo schön!“, rief Mia.
Jonas nickte.
„Können wir das bald wieder machen?“
Herr Kramer lachte.
„Ihr seid jederzeit willkommen.“
Opa tätschelte Lotti noch einmal den Hals.
„Bis bald, meine Liebe.“
Lotti stupste ihn an.
Oma sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Na? Doch ein Herz für Sturköpfe?“
Opa grinste.
„Man erkennt sich eben untereinander.“
Alle lachten.
Von diesem Tag an wurde der Alpaka-Spaziergang zu einer kleinen Tradition.
Einmal im Monat machten sie einen Ausflug zu Herrn Kramer.
Und jedes Mal führte Opa Lotti.
Manchmal zickten sie sich noch ein bisschen an.
Aber meistens gingen sie als beste Freunde nebeneinander her — den Bach entlang, unter den grünen Bäumen, mitten hinein in einen unvergesslichen Tag.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.