In der Klasse 3d gibt es jemanden, den wirklich alle mögen — und das ist Kai-Uwe, der Klassenhamster.
Er ist zwar ein bisschen moppelig, aber mit seinen treuen Kulleraugen und seinem Talent, einfach nur zuzuhören, ist er der heimliche Held der Klasse.
Jetzt stehen die Ferien vor der Tür … und damit beginnt für Kai-Uwe ein ganz besonderes Abenteuer!
Viel Spaß mit dieser Gute-Nacht-Geschichte.
...
Kai-Uwe war kein gewöhnlicher Hamster.
Er war der Klassenhamster der 3d — und irgendwie gehörte er einfach dazu.
Jeden Morgen, wenn die Kinder hereinkamen, standen sie zuerst bei seinem Käfig.
„Morgen, Kai-Uwe!“, riefen Mia, Jonas, Ben und alle anderen durcheinander.
Kai-Uwe blinzelte dann verschlafen mit seinen braunen Kulleraugen.
Seine kleine Nase zuckte und er kletterte gemächlich an der Kletterspirale hoch.
Manchmal aß er dabei eine Erdnuss.
Manchmal machte er einfach gar nichts.
Aber das war allen egal.
Denn Kai-Uwe konnte etwas, was sonst kaum jemand konnte: Er konnte zuhören.
Stundenlang.
Ohne dazwischenzuquieken.
Ohne kluge Ratschläge.
Und ganz bestimmt ohne Besserwisserei.
„Heute hat sich Leonie mit mir gestritten“, flüsterte Mia ihm manchmal zu.
Oder Jonas sagte leise: „Ich hab beim Fußball den Ball versemmelt.“
Kai-Uwe hörte zu.
Und manchmal — aber das bildeten sich die Kinder vielleicht auch nur ein — nickte er ganz leicht.
Ja, dieser Hamster war einfach klasse.
Jetzt aber stand etwas anderes an.
Etwas, das Kai-Uwe selbst nicht wusste.
Die Sommerferien rückten näher.
Und Frau Kramer, die Klassenlehrerin, stellte DIE Frage:
„Wer möchte denn auf Kai-Uwe in den Ferien aufpassen?“
Die Hände schossen in die Höhe.
Mia.
Jonas.
Ben.
Sogar Leonie, die sonst nie Tiere mochte, hob den Arm.
Frau Kramer lachte.
„Na, da müssen wir wohl losen.“
Am Freitag war es dann soweit.
Mit verbundenen Augen zog Frau Kramer einen kleinen Zettel aus der Lostrommel.
„Und … es ist … Mia!“
Mia quietschte vor Freude.
Jonas klatschte in die Hände.
Ben klopfte ihr auf die Schulter.
„Pass gut auf ihn auf!“
„Und gib ihm genug Möhren!“
„Und vergiss die Hamsterstreu nicht!“
Mia nickte eifrig.
Am letzten Schultag nahm sie Kai-Uwe samt Käfig und Zubehör mit nach Hause.
„Ein Hamster-Ferienhaus“, sagte Papa grinsend, als er half, alles im Auto zu verstauen.
„Ein Feriengast!“, rief Mama.
Und Mia war glücklich.
Zu Hause richtete sie ihm einen schönen Platz am Fenster ein — nicht zu sonnig, nicht zu schattig.
Sie gab ihm frisches Wasser.
Und Möhren.
Und ein bisschen Apfel.
„So, Kai-Uwe. Jetzt hast du Ferien.“
Kai-Uwe fraß zufrieden an einem Kern und machte sich dann ein Nickerchen.
Am nächsten Tag nahm Mia ihn mit in den Garten.
Im Freigehege konnte er im Gras schnüffeln.
Mia setzte sich daneben und erzählte ihm alles, was ihr durch den Kopf ging.
Von der Sache mit Leonie.
Von dem Tor, das Jonas im Fußball dann doch noch geschossen hatte.
Vom Schwimmbad-Ausflug, der geplant war.
Und Kai-Uwe?
Der saß da, wackelte mit seinen kleinen Ohren — und hörte zu.
Manchmal streckte er sich und rollte sich dann gemütlich zusammen.
Am dritten Ferientag war Mia ein bisschen traurig.
Leonie hatte ihr per Sprachnachricht gesagt, dass sie „irgendwie keine Lust“ auf das geplante Treffen hatte.
Mia saß bei Kai-Uwe.
„Weißt du, das tut mir weh. Ich hab doch nichts falsch gemacht … oder?“
Kai-Uwe knabberte an einer Sonnenblumenkerne-Schale und schien zu überlegen.
Mia kicherte.
„Du bist wirklich der beste Zuhörer.“
Da kam Mama mit einem Brief.
„Post von Leonie“, sagte sie.
Mia öffnete ihn — und tatsächlich:
Leonie entschuldigte sich.
Sie habe nur schlechte Laune gehabt.
Und ob Mia morgen Zeit hätte.
Mia sprang auf.
„Kai-Uwe! Siehst du? Ich hab einfach zu früh gedacht, dass …“
Sie brach ab.
Kai-Uwe lag in seinem Häuschen — und blinzelte verschlafen.
Aber war das nicht … ein Nicken?
In diesem Moment wusste Mia:
Manchmal muss man nur jemandem alles erzählen, um sich besser zu fühlen.
Auch, wenn derjenige nur ein kleiner, moppeliger Hamster mit Kulleraugen ist.
Die Ferien vergingen wie im Flug.
Und am ersten Schultag nach den Sommerferien saß Kai-Uwe wieder auf seinem Stammplatz in der Klasse 3d.
Mia brachte ihn zurück.
„Wie war’s mit Kai-Uwe?“, rief Jonas.
„Hat er gut zugehört?“, fragte Ben.
Mia nickte.
„Wie immer.“
Frau Kramer lächelte.
„Na, dann bleibt er wohl unser Klassenheld.“
Kai-Uwe blinzelte — und schien ganz zufrieden.
Und insgeheim wusste die ganze Klasse:
Helden müssen nicht groß sein.
Sie müssen nur da sein.
Und zuhören können.
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Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.
…
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