Manchmal verstecken sich die größten Wunder ganz still im Wald. Mila entdeckt einen geheimnisvollen Brunnen, dessen Wasser in allen Farben des Regenbogens schimmert. Jeder Schluck schenkt ihr ein kleines Abenteuer – und die Erkenntnis, dass Mut und Fantasie die schönste Magie sind.

Viel Spaß bei dieser Gute-Nacht-Geschichte.

...

Mila war ein neugieriges Mädchen.

Sie liebte es, im Wald hinter dem Haus zu spielen.

Dort gab es Moos, das wie grüne Teppiche aussah, und Vögel, die fröhlich sangen.

Eines Tages stolperte Mila über etwas Glänzendes.

Zwischen Farnen und Wurzeln stand ein kleiner Brunnen.

Sein Stein war mit Moos bewachsen, doch das Wasser darin funkelte bunt.

Rot, Gelb, Blau, Grün – alle Farben des Regenbogens schimmerten darin.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, flüsterte Mila.

Sie beugte sich vorsichtig hinunter.

Das Wasser glitzerte, als wollte es ihr zuflüstern: „Komm, trau dich!“

Mila nahm eine kleine Handvoll des Wassers und trank.

Plötzlich fühlte sie sich federleicht.

Ihre Füße lösten sich vom Boden.

Mila schwebte ein Stückchen in die Luft!

„Oh! Ich kann fliegen!“, rief sie und lachte laut.

Sie flog zwischen den Baumwipfeln umher.

Die Eichhörnchen staunten, und ein Vogel zwitscherte begeistert.

Nach einer Weile landete Mila sanft wieder am Brunnen.

„Das war unglaublich“, sagte sie.

Neugierig trank sie noch einen Schluck.

Diesmal wurde es ganz still um sie herum.

„Warum ist es so leise?“, fragte Mila.

Doch dann hörte sie ein Flüstern.

„Danke, dass du uns besuchst“, wisperte der Farn.

„Schön, dich kennenzulernen“, kicherte eine kleine Ameise.

Mila staunte.

Sie konnte plötzlich die Sprache der Tiere und Pflanzen verstehen!

„Ihr könnt sprechen?“, rief sie.

„Schon immer“, meinte eine alte Eule. „Aber nur besondere Kinder hören uns.“

Mila plauderte eine Weile mit den Waldbewohnern.

Sie erzählten ihr von den Jahreszeiten, von versteckten Höhlen und vom süßesten Honig, den die Bienen sammeln.

Als die Sonne tiefer sank, trank Mila noch ein letztes Mal vom Regenbogenwasser.

Diesmal spürte sie, wie etwas in ihr zu leuchten begann.

Ihre Hände glitzerten sanft.

„Ich leuchte!“, rief Mila.

Im Schatten des Waldes war ihr Licht wie eine kleine Lampe.

„Damit findest du den Heimweg, auch wenn es dunkel ist“, sagte die Eule freundlich.

Mila nickte dankbar.

Sie lief nach Hause, das Herz voller Freude.

Am Abend erzählte sie Mama und Papa von ihrem Abenteuer.

Sie lächelten und sagten: „Vielleicht hast du nur geträumt, Mila.“

Doch als Mila die Decke über sich zog, leuchteten ihre Finger immer noch ein kleines bisschen.

Und sie wusste: Der Regenbogen-Brunnen würde ihr Geheimnis bleiben – ein Ort voller kleiner Wunder.