Wie Maui den Menschen das Feuer brachte (Māori-Legende)

Edith Howes
Edith Howes
Wie Maui den Menschen das Feuer brachte (Māori-Legende)
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Als er noch ein Baby war, verirrte sich Maui am Meeresufer.

Doch obwohl er sich verirrt hatte, wurde er nicht verletzt, denn die Meeresbewohner passten auf ihn auf.

Kleine Wellen schaukelten ihn hin und her, Quallen machten ein weiches Bett für ihn, Seegras schwebte über seinem Körper, um ihn zu schützen und der Wind sang Wiegenlieder, um ihn in den Schlaf zu wiegen.

Er schlief glücklich, bis ihn hungrige Seevögel entdeckten.

Mit ihren gierigen Augen und kräftigen Hakenschnäbeln versammelten sie sich um ihn, begierig auf ein Festmahl.

Das Seegras warf sich zum Schutz über ihn, aber die Vögel hätten ihn sicher verschlungen, wenn Rangi nicht vom Himmel herabgesehen und seine Gefahr erkannt hätte.

Rangi ist eine mythologische Figur der Maori, er ist auch als „Vater Himmel“ bekannt.

Er rief den Bergen zu: „Hebt das Kind aus dem Meer und übergebt es mir.“

Die Berge beugten sich, hoben Maui aus seinem gefährlichen Bett und hielten ihn so hoch, wie sie konnten.

Rangi streckte seine Arme aus, nahm das kleine Baby und hob es in den Himmel.

Die enttäuschten Seevögel flogen davon und die freundlichen Quallen und Algen waren wieder frei, um ihren eigenen wichtigen Geschäften nachzugehen.

Im Himmelsland lebte Maui mit Rangi, bis er zwölf Jahre alt war.

Das Leben war ganz anders als das, das er mit seinen Brüdern auf der Erde geführt hätte. 

Himmelsessen und Wolkenbetten, himmlische Spiele und himmlische Arbeit machten aus ihm einen ganz besonderen Jungen.

Das Beste von allem war, dass Rangi ihn Magie lehrte.

Durch seinen Zauberunterricht lernte Maui, wie er mit Leichtigkeit etwas hochheben konnte, das hundertmal so groß war wie er selbst.

Und wie er ein paar Meter einer beliebigen Substanz so weit dehnen konnte, dass das andere Ende nicht mehr zu sehen war.

Und er lernte auch, wie er sich selbst unsichtbar machen konnte; wie er sich in jeden Vogel oder jedes Tier verwandeln konnte, das er wollte.

Rangi lehrte ihn auch viele neue Techniken, um Seile und Angelhaken, Speere und Äxte herzustellen – viel bessere Techniken, als jeder Mensch sich ausdenken konnte.

Maui schaute auf die Erde hinunter und sah seinen Brüder beim Spielen zu.

„Darf ich nicht zu ihnen gehen?“, fragte er Rangi. „Bei ihnen ist mein wahres Zuhause.“

„Geh hinunter, wenn du willst“, antwortete Rangi. „Ich möchte dich nicht hierbehalten, wenn du ein Leben auf der Erde vorziehst. Aber versprich mir zuerst, dass du deinen Brüdern die nützlichen Lektionen beibringst, die ich dir beigebracht habe.“

Maui versprach es gerne.

Er verabschiedete sich von Rangi und wurde sanft zum Strand beim Haus seiner Mutter hinuntergelassen.

Dort spielten seine Brüder.

Er wollte mit ihnen spielen, aber als sie ihn sahen, blieben sie stehen und starrten den fremden Jungen an.

„Wer bist du?“, fragte einer von ihnen.

„Ich bin dein Bruder“, antwortete Maui.

Sie wollten ihm nicht glauben.

„Wir haben keinen Bruder“, sagten sie.

Sie liefen zum Haus und erzählten ihrer Mutter, dass ein fremder Junge, der sich als ihr Bruder ausgab, gekommen war, um mit ihnen zu spielen.

Die Mutter eilte hinaus, um ihn zu befragen.

„Ich bin dein Sohn“, sagte er. „Ich habe mich vor Jahren am Meeresufer verirrt und lebte seither bei Rangi im Himmel.“

Seine Mutter glaubte ihm und nahm ihn mit ins Haus.

Sie küsste ihn und sagte seinen Brüdern, sie sollten nett zu ihm sein.

So lebte Maui wieder zu Hause.

Anfangs waren sie eifersüchtig auf die Liebe ihrer Mutter zu ihrem wiedergefundenen Sohn; sie neigten dazu, sich zu streiten und gehässig zu sein.

Aber er brachte seinen Brüdern die nützlichen Techniken bei, die Rangi ihm beigebracht hatte.

Ebenso unterhielt er sie mit seinen wunderbaren Zaubertricks.

So zog er mal einen Wal an den Strand und benutzte dabei nur eine Hand; er verwandelte sich nacheinander in verschiedene Vögel und machte sich unsichtbar.

Von seinen seltsamen Kräften beeindruckt, hörten seine Brüder auf, ihn schlecht zu behandeln.

Als er erwachsen war, wanderte er eines Nachts durch das Dorf und löschte alle Feuer, die brannten und Wärme spendeten.

Das war eine ernste Angelegenheit, denn das Geheimnis des Feuermachens war schon lange verloren gegangen!

Viele Jahre lang hatte man die Feuer löschen dürfen.

Aber jetzt waren sie erloschen und niemand wusste, wie man ein neues Feuer entfachen konnte.

Am Morgen schrien die Dorfbewohner entsetzt auf.

„Ein Feind ist in unser Dorf eingedrungen und hat uns dieses Übel zugefügt“, klagten sie. „Wie sollen wir uns nun wärmen und unser Essen kochen?“

Das war die Gelegenheit, auf die Maui gewartet hatte.

„Seht, wie hilflos wir sind, wenn unser Feuer ausgeht“, sagte er. „Was wir benötigen, ist das Geheimnis des Feuermachens. Ich werde zur Feuergöttin gehen, um dieses Geheimnis zu erfahren.“

Die Dorfbewohner waren entsetzt über seine verrückte Idee.

Seine Mutter flehte ihn an, sich nicht in eine so große Gefahr zu begeben.

Aber niemand konnte Maui umstimmen, also machte er sich mit guter Laune auf den Weg.

Er ging fröhlich durch die düsteren, dunklen Gänge, die unter die Erde zur Höhle der Feuergöttin führten.

„Unsere Feuer auf der Erde sind erloschen“, sagte er zu ihr. „Ich bin zu dir gekommen, um Hilfe zu bekommen.“

Die Feuergöttin zog Feuer aus einer ihrer Fingerspitzen, entzündete damit einen Stock und gab ihn Maui.

„Hier hast du dein Feuer. Jetzt lass mich wieder in Ruhe“, sagte die Feuergöttin.

Er machte sich auf den Weg nach Hause, aber er war noch nicht zufrieden.

„Damit können wir zwar Feuer machen“, dachte er, „aber wir lernen damit nicht, wie man Feuer entfacht. Das ist nicht das, was wir brauchen.“

Als er zu einer tiefen Pfütze kam, ließ er den brennenden Stock absichtlich hineinfallen.

Das Feuer erlosch und er trug den Stock zurück zur Feuergöttin.

„Hallo abermals“, sagte er, „ich habe den Stock in das Wasser fallen lassen. Bitte gib mir noch einen.“

Die Feuergöttin schöpfte Feuer aus ihrer nächsten Fingerspitze, entzündete einen weiteren Stock und reichte ihn Maui.

„Hier hast du dein Feuer. Jetzt lass mich wieder in Ruhe“, sagte die Feuergöttin ein zweites Mal.

Immer noch enttäuscht, behandelte Maui diesen zweiten Stock genauso wie den ersten.

Platsch und das Feuer war wieder aus.

Neunmal kam er zurück und neunmal zog die Feuergöttin – ungewöhnlich geduldig – neues Feuer aus einer Fingerspitze.

Doch bei der zehnten Aufforderung wurde ihr klar, dass Maui sie austricksen wollte und er in Wirklichkeit versuchte, das ganze Feuer zu verbrauchen, um herauszufinden, wie sie neues Feuer machte.

Wütend über seine Anmaßung, schleuderte sie das zehnte Feuer auf den Boden.

An der Stelle, wo der Stock den Boden berührte, brach eine heftige Flamme aus.

Im Handumdrehen stand die ganze Höhle in Flammen.

Maui lief schnell aus der Höhle, die wütende Göttin war ihm dicht auf den Fersen.

Aber das Feuer war noch schneller als die Göttin.

Es brauste durch den Gang und Maui konnte die Hitze in seinem Nacken spüren.

Der umliegende Wald fing Feuer und Maui war bald komplett von den Flammen umzingelt.

Schnelligkeit konnte ihn nicht retten, denn das Feuer war ihm voraus; er musste seine Magie einsetzen.

Im Handumdrehen verwandelte er sich in einen Falken und flog hoch über die Flammen.

Aber die Luft über dem Feuer war unerträglich heiß.

Als er nach unten blickte, sah er einen Teich mit Wasser.

„Dort werde ich mich abkühlen“, dachte er.

Er tauchte in das Becken, aber zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass das Wasser durch die Hitze des Feuers fast schon kochte.

Eilig erhob er sich wieder in die Luft.

Soweit er sehen konnte, stand das Land auf allen Seiten in Flammen.

Sogar das Meer kochte durch die Hitze.

Er wusste nicht, was er tun sollte und auch nicht, wie er das Haus seiner Mutter und alle Häuser des Dorfes retten sollte.

Auch sein eigenes Leben war in Gefahr.

Er spürte, dass er die Hitze nicht mehr lange ertragen konnte.

Plötzlich erinnerte er sich an Rangi.

Er rief ihn um Hilfe an. „Bitte Rangi, hilf den Dorfbewohnern und mir. Schick uns Regen, der das Feuer löscht“, flehte er.

Rangi hörte den Schrei.

Der Himmelsvater sah, dass Maui in Gefahr war und schickte sofort Regen.

Das Feuer war aber schon so groß, dass der Regen es nicht löschen konnte.

Also sammelte er alle Regenwolken und Stürme des Himmels und schickt eine Monsun hinab, der für eine Flut sorgte.

Das löschte das Feuer.

Immer höher und höher stieg die Flut, bis die Feuergöttin völlig durchnässt war und fast ertrank.

Voller Angst floh sie in ihre Höhle.

Ihr ganzes Feuer war verloren, bis auf einige Funken, die sie in die Wipfel der höchsten Bäume warf.

Maui wurde gerettet.

Er ging nach Hause und erzählte von seinem Abenteuer.

Die Dorfbewohner waren entsetzt über den Anblick des großen Feuers und der Flut, aber sie freuten sich, dass Maui sicher zurück war.

„Wo ist denn das Feuer, das du suchen wolltest?“, fragte seine Mutter.

„Es ist fast ganz ausgegangen, aber in den Wipfeln einiger Bäume gibt es noch ein paar Flammen. Ich hole sie sofort“, sagte Maui.

Er kletterte auf die Bäume und brach kleine, trockene Äste ab.

Er rieb die Äste aneinander, bis die Funken herausflogen.

Er fing die Funken in Zweigen auf und pustete stark, damit die Flamme größer wurde.

Und so hatte er das Geheimnis des Feuermachens gefunden.

Seitdem macht sein Volk sein Feuer aus den Zweigen dieser Bäume.

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