Momotaro: Die Geschichte vom Sohn des Pfirsichs

Aus dem Volksmund
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Momotaro: Die Geschichte vom Sohn des Pfirsichs
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Momotarō (jap. 桃太郎, dt. etwa: „Pfirsichjunge“) ist eine beliebte Figur des japanischen Volksglaubens. Der Legende nach schlüpfte Momotarō aus einem Pfirsich. Was dann passierte und welches Abenteuer er erlebt, erfährst du in dieser sommerlichen Geschichte für große Kinder und Erwachsene!

Vor langer, langer Zeit lebten ein alter Mann und eine alte Frau.

Sie waren Bauern und mussten hart arbeiten, um täglich Reis genug zu verdienen.

Der alte Mann mähte das Gras für die Bauern in der Umgebung. Während er weg war, kümmerte sich seine Frau um das Haus und arbeitete in ihrem eigenen kleinen Reisfeld.

Eines Tages ging der alte Mann wie üblich in die Berge, um Gras zu mähen. Die alte Frau nahm einige Kleidungsstücke zum Fluss, um sie zu waschen.

Es war fast Sommer. Das Land war in seinem frischen Grün wunderschön anzusehen, als die beiden alten Leute zur Arbeit gingen.

Das Gras an den Ufern des Flusses sah aus wie smaragdgrüner Samt. Die Weiden am Ufer schüttelten ihre weichen Quasten aus.

Die Brise wehte und zerzauste die glatte Oberfläche des Wassers in Wellen. Der Wind berührte im Vorbeiwehen die Wangen des alten Ehepaars, das sich ohne Grund, an diesem Morgen sehr glücklich fühlte.

Endlich fand die alte Frau einen schönen Platz am Ufer und stellte ihren Korb ab.

Dann machte sie sich daran, die Kleider zu waschen.

Sie nahm sie eins nach dem anderen aus dem Korb, wusch sie im Fluss und rieb sie an den Steinen.

Das Wasser war kristallklar, sie konnte sogar die winzigen Fische sehen, die Hin und Her schwammen, und die Kieselsteine am Grund.

Während sie damit beschäftigt war, ihre Kleider zu waschen, kam ein großer Pfirsich den Fluss hinunter geplumpst.

momotaro japanische geschichte illustration

Die alte Frau schaute von ihrer Arbeit auf und sah den großen Pfirsich.

Sie war sechzig Jahre alt, aber in ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie einen so großen Pfirsich wie diesen gesehen.

„Wie köstlich dieser Pfirsich sein muss!“, sagte sie zu sich selbst. „Den muss ich unbedingt pflücken und meinem alten Mann mit nach Hause nehmen.“

Sie streckte ihren Arm aus, um nach ihm zu greifen, aber er war unerreichbar.

Sie sah sich nach einem Stock um, aber es war keiner zu sehen und wenn sie nach einem suchen würde, würde sie den Pfirsich aus den Augen verlieren.

Sie überlegte einen Moment, was sie tun sollte

Dann erinnerte sie sich an einen alten Zauberspruch.

Sie klatschte in die Hände, während der Pfirsich den Fluss hinunterrollte und während sie klatschte, sang sie dieses Lied:

„Das ferne Wasser ist bitter,

Das nahe Wasser ist süß;

Geh vorbei an dem fernen Wasser

Und komm in das süße.“

Seltsamerweise kam der Pfirsich, sobald sie dieses Liedchen wiederholte, immer näher an das Ufer heran, an dem die alte Frau stand, bis er schließlich direkt vor ihr stehen blieb, sodass sie ihn in die Hand nehmen konnte.

Die alte Frau war überglücklich.

Vor lauter Freude und Aufregung konnte sie ihre Arbeit nicht fortsetzen, also packte sie alle Sachen wieder in ihren Bambuskorb.

Mit dem Korb auf dem Rücken und dem Pfirsich in der Hand eilte sie nach Hause.

Es kam ihr sehr lange vor, bis ihr Mann zurückkehrte.

Aber als die Sonne unterging, kam der alte Mann endlich zurück, mit einem großen Grasbündel auf dem Rücken – so groß, dass er fast nicht zu sehen war.

Er schien sehr müde zu sein und benutzte die Sense als Gehstock, auf den er sich beim Gehen stützte.

Als die alte Frau ihn sah, rief sie:

„O Jii San! (alter Mann) Ich habe schon so lange darauf gewartet, dass du heute nach Hause kommst!“

„Was ist denn los? Warum bist du so ungeduldig?“, fragte der alte Mann und wunderte sich über den ungewöhnlichen Eifer seine Frau. „Ist irgendetwas passiert, während ich weg war?“

„Oh, nein!“, antwortete die alte Frau, „es ist nichts passiert, ich habe nur ein schönes Geschenk für dich gefunden!“

„Das ist gut“, sagte der alte Mann.

Dann wusch er sich die Füße in einer Schüssel mit Wasser und trat auf die Veranda.

Die alte Frau lief nun in das kleine Zimmer und holte den großen Pfirsich aus dem Schrank.

Er fühlte sich noch schwerer an als zuvor.

Sie hielt ihn ihm hin und sagte:

„Sieh dir das mal an! Hast du in deinem ganzen Leben schon einmal einen so großen Pfirsich gesehen?“

Als der alte Mann den Pfirsich ansah, war er sehr erstaunt und sagte:

„Das ist wirklich der größte Pfirsich, den ich je gesehen habe! Wo hast du ihn denn gekauft?“

„Ich habe ihn nicht gekauft“, antwortete die alte Frau. „Ich habe ihn im Fluss gefunden, wo ich unsere Wäsche gewaschen habe.“ Und sie erzählte ihm die ganze Geschichte.

„Ich bin sehr froh, dass du es gefunden hast. Lass es uns jetzt essen, denn ich bin hungrig“, sagte der 0 Jii San.

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Er holte das Küchenmesser heraus, legte den Pfirsich auf ein Brett und wollte ihn gerade anschneiden, als der Pfirsich auf wundersame Weise in zwei Teile zerbrach und eine klare Stimme sagte:

„Warte, alter Mann!“, und heraus kam ein wunderschönes kleines Kind.

Der alte Mann und seine Frau waren beide so erstaunt über das, was sie sahen, dass sie zu Boden plumpsten.

Das Kind sprach wieder:

„Habt keine Angst. Ich bin weder ein Dämon noch eine Fee. Ich werde dir die Wahrheit sagen. Der Himmel hat Erbarmen mit dir gehabt. Jeden Tag und jede Nacht hast du geklagt, dass du kein Kind bekommen hast. Dein Gebet wurde erhört und ich wurde geschickt, um euer Sohn zu sein!“

Als der alte Mann und seine Frau das hörten, waren sie sehr glücklich.

Sie hatten Tag und Nacht vor Kummer darüber geweint, dass sie kein Kind hatten, das ihnen in ihrem einsamen Alter beistehen würde.

Und jetzt, wo ihr Gebet erhört wurde, waren sie so außer sich vor Freude, dass sie nicht wussten, was sie jetzt machen sollten.

Zuerst nahm der alte Mann das Kind in die Arme, dann tat es die alte Frau auch und sie nannten es Momotaro.

Oder Sohn des Pfirsichs, weil es aus einem Pfirsich gekrabbelt war.

Die Jahre vergingen schnell und das Kind wurde fünfzehn Jahre alt.

Er war größer und viel stärker als alle anderen Jungen in seinem Alter, er hatte ein hübsches Gesicht und ein Herz voller Mut. Ebenso war er sehr weise für sein Alter.

Die Freude des alten Ehepaars war groß, als sie ihn ansahen, denn er war genau so, wie sie sich einen Helden vorstellten.

Eines Tages kam Momotaro zu seinem Ziehvater und sagte feierlich:

„Vater, durch einen seltsamen Zufall sind wir Vater und Sohn geworden. Deine Güte zu mir ist höher als die Gräser in den Bergen, die du täglich mähst und tiefer als der Fluss, in dem meine Mutter die Wäsche wäscht. Ich weiß nicht, wie ich dir genug danken kann.“

„Nun“, antwortete der alte Mann, „es ist ganz selbstverständlich, dass ein Vater seinen Sohn erzieht. Wenn du älter bist, wirst du an der Reihe sein, dich um uns zu kümmern, sodass es schließlich keinen Gewinn oder Verlust zwischen uns geben wird – wir werden alle gleichberechtigt sein. Ich bin wirklich überrascht, dass du dich auf diese Weise bedankst“, sagte der alte Mann und schaute genervt.

„Ich hoffe, du hast Geduld mit mir“, sagte Momotaro, „aber bevor ich mich für deine Güte bedanke, habe ich eine Bitte, die du mir hoffentlich erfüllen wirst.“

„Ich werde dich tun lassen, was du willst, denn du bist ganz anders als alle anderen Jungen!“, antwortete der alte Mann.

„Dann lass mich noch heute weggehen!“, entgegnete Momotaro.

Momotaros Vater war ganz überrascht: „Was sagst du? Willst du deinen alten Vater und deine Mutter verlassen und von deinem alten Zuhause weggehen?“

„Ich werde sicher wiederkommen, wenn du mich jetzt gehen lässt!“, sagte der Junge ruhig.

„Wohin gehst du?“, fragte der alte Mann.

„Du musst es seltsam finden, dass ich weggehen will“, sagte Momotaro, „denn ich habe dir meinen Grund noch nicht gesagt.

Weit weg von hier, im Nordosten Japans, gibt es eine Insel im Meer. Diese Insel ist die Hochburg einer Bande von Teufeln.

Ich habe oft gehört, wie sie in dieses Land einfallen, die Menschen drangsalieren, ausrauben und alles mitnehmen, was sie finden können.

Sie sind nicht nur bösartig, sondern sie sind auch unserem Kaiser gegenüber untreu und missachten seine Gesetze.

Sie sind auch Kannibalen, denn sie essen einige der armen Menschen, die das Pech haben, in ihre Hände zu fallen.

Diese Teufel sind sehr hasserfüllte Wesen.

Ich muss losziehen, sie besiegen und all die Beute zurückbringen, die sie diesem Land geraubt haben.

Aus diesem Grund möchte ich für eine kurze Zeit weggehen!“

Der alte Mann war sehr überrascht, dies von einem fünfzehnjährigen Jungen zu hören.

Er hielt es für das Beste, den Jungen gehen zu lassen.

Er war stark und furchtlos.

Außerdem machte sich der alte Mann bewusst, dass er kein gewöhnliches Kind war. Immerhin war er als Geschenk des Himmels zu ihnen gesandt worden.

Er war sich sicher, dass die Teufel ihm nichts anhaben konnten.

„Alles, was du sagst, ist sehr interessant, Momotaro“, sagte der alte Mann. „Ich werde dich in deinem Vorhaben nicht behindern. Du kannst gehen, wenn du willst. Geh zur der Insel, so schnell du willst, vernichte die Dämonen und bringe Frieden ins Land.“

„Ich danke dir für deine Freundlichkeit“, sagte Momotaro, der sich noch am selben Tag auf den Weg machte. Er war voller Mut und wusste nicht, was Angst ist.

Der alte Mann und die Frau machten sich sofort an die Arbeit, um Reiskuchen für Momotaro zu backen, die er auf seine Reise mitnehmen konnte.

Endlich waren die Kuchen fertig und Momotaro war bereit, seine lange Reise anzutreten.

Abschiede sind immer traurig. So war es auch jetzt.

Die Augen der beiden alten Leute waren voller Tränen und ihre Stimmen zitterten, als sie sagten:

„Geh mit aller Sorgfalt und pass auf dich auf. Wir erwarten dich siegreich zurück!“

Momotaro tat es sehr leid, seine alten Eltern zu verlassen (obwohl er wusste, dass er so bald wie möglich zurückkommen würde), denn er dachte daran, wie einsam sie sein würden, während er weg war.

Aber er sagte ganz tapfer: „Ich werde jetzt gehen. Passt gut auf euch auf, während ich weg bin. Auf Wiedersehen!“

Und mit diesen Worten verließ er schnell das Haus. Schweigend trafen sich die Augen von Momotaro und seinen Eltern zum Abschied.

Momotaro eilte weiter, bis es Mittag war.

Als er Hunger bekam, öffnete er seine Tasche, nahm einen der Reiskuchen heraus und setzte sich unter einen Baum am Wegesrand, um ihn zu essen.

Während er so zu Mittag aß, kam ein großer Hund aus dem hohen Gras auf ihn zugelaufen. 

Er ging geradewegs auf Momotaro zu und zeigte seine Zähne und sagte mit grimmiger Miene:

„Du bist unhöflich, mein Feld zu betreten, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Wenn du mir alle Kuchen überlässt, die du in deiner Tasche hast, kannst du gehen, sonst beiße ich dich!“

Momotaro lachte nur höhnisch:

„Was sagst du da? Machst du dir bewusst, wer ich bin? Ich bin Momotaro, und ich bin auf dem Weg, die Teufel in ihrer Inselfestung im Nordosten Japans zu unterwerfen. Wenn du versuchst, mich auf meinem Weg dorthin aufzuhalten, werde ich dich in zwei Teile teilen.“

Das Verhalten des Hundes änderte sich schlagartig.

Sein Schwanz fiel zwischen seine Beine und er beugte sich so tief herab, dass seine Kopf fast den Boden berührte.

„Was höre ich da? Den Namen von Momotaro? Bist du wirklich Momotaro? Ich habe schon oft von deiner großen Stärke gehört. Ohne mir bewusst zu machen, wer du bist, habe ich mich sehr dumm verhalten. Verzeihst du mir bitte meine Unhöflichkeit? Bist du wirklich auf dem Weg, die Teufelsinsel zu erobern? Wenn du mich als einen deiner Gefolgsleute mitnimmst, werde ich dir sehr dankbar sein.“

„Ich denke, ich kann dich mitnehmen, wenn du das möchtest“, sagte Momotaro.

„Danke!“, sagte der große Hund. „Übrigens, ich bin sehr, sehr hungrig. Gibst du mir einen der Kuchen, die du bei dir trägst?“

„Das ist der beste Kuchen, den es in Japan gibt“, sagte Momotaro stolz. „Einen ganzen kann ich nicht entbehren, aber ich gebe dir die Hälfte davon.“

„Vielen Dank“, sagte der Hund und nahm das ihm zugeworfene Stück.

Dann stand Momotaro auf und der Hund folgte ihm.

Lange Zeit liefen sie über die Hügel und durch die Täler.

Als sie weitergingen, kam ein Tier von einem Baum herunter, der ein Stück vor ihnen stand. 

Die Kreatur kam bald zu Momotaro und sagte:

„Guten Morgen, Momotaro! Du bist in diesem Teil des Landes willkommen. Erlaubst du mir, dich zu begleiten?“

Der Hund antwortete eifersüchtig:

„Momotaro hat bereits einen Hund, der ihn begleitet. Was nützt ein Affe wie du in der Schlacht? Wir sind auf dem Weg, die Teufel zu bekämpfen! Hau ab!“

Der Hund und der Affe begannen sich darüber zu streiten, wer der bessere Weggefährte ist.

„Hört auf zu streiten!“, sagte Momotaro und stellte sich zwischen die beiden. „Warte einen Moment, Hund!“

„Es ist überhaupt nicht würdevoll für dich, dass dir so ein Wesen folgt!“, sagte der Hund.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Momotaro und schob den Hund beiseite, um mit dem Affen zu sprechen:

„Wer bist du?“

„Ich bin ein Affe, der in diesen Hügeln lebt“, antwortete der Affe. „Ich habe von deiner Expedition zur Teufelsinsel gehört und möchte dich begleiten. Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als dir zu folgen!“

„Willst du wirklich zur Teufelsinsel gehen und mit mir kämpfen?“, fragte Momotaro neugierig.

„Ja, Sir“, antwortete der Affe und hob seine Hand an die Stirn, wie es Soldaten tun.

„Ich bewundere deinen Mut“, sagte Momotaro. „Hier ist ein Stück von einem meiner feinen Reiskuchen. Komm mit!“

Also schloss sich der Affe Momotaro an.

Der Hund und der Affe kamen nicht gut miteinander aus.

Sie schnauzten sich ständig gegenseitig an und stritten sich ohne Pause.

Das nervte Momotaro sehr.

Schließlich schickte er den Hund mit einer Fahne voraus und den Affen ließ er mit einem Schwert ein paar Meter hinter sich laufen.

Nach einer langen Weile kamen sie zu einem großen Feld.

Hier flog ein Vogel herunter und landete direkt vor der kleinen Gruppe auf dem Boden.

Es war der schönste Vogel, den Momotaro je gesehen hatte.

Auf seinem Körper waren fünf verschiedene Federkleider und sein Kopf war mit einer scharlachroten Kappe bedeckt.

Der Hund stürzte sich sofort auf den Vogel und versuchte, ihn zu schnappen.

Aber der Vogel streckte seine Krallen aus und flog auf den Schwanz des Hundes.

Als Momotaro zusah, konnte er nicht anders, als den Vogel zu bewundern; er zeigte so viel Kampfgeist. Er würde sicher ein guter Kämpfer sein.

Momotaro ging auf die beiden Kämpfer zu, hielt den Hund zurück und sagte zu dem Vogel

„Du Schurke! Du behinderst meine Reise. Gib sofort auf und ich werde dich mitnehmen. Wenn du es nicht tust, werde ich diesen Hund dazu bringen, dich aufzuessen!“

Der Vogel gab sofort auf und flehte darum, von Momotaro mitgenommen zu werden.

„Ich weiß nicht, welche Ausrede ich vorbringen kann, um mit dem Hund zu streiten, dein Diener, aber ich habe dich nicht gesehen. Ich bin ein armseliger Vogel, den man Fasan nennt. Es ist sehr großzügig von dir, dass du meine Unhöflichkeit verzeihst und mich mitnimmst. Bitte erlaube mir, dir hinter dem Hund und dem Affen zu folgen!“

„Ich gratuliere dir. Dass du dich so schnell ergeben hast, ist sehr schlau“, sagte Momotaro und lächelte. „Komm und begleite uns bei unserem Kampf gegen die Teufel.“

„Warum willst du jetzt auch noch den Vogel mitnehmen?“, fragte der Hund genervt.

„Warum stellst du so eine unnötige Frage? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich nehme den Vogel mit, weil ich es will!“

„Hm!“, sagte der Hund.

Dann stand Momotaro auf und gab diesen Befehl:

„Jetzt müsst ihr mir alle zuhören. Das Wichtigste in einer Armee ist Harmonie. Ein weises Sprichwort besagt:

'Vorteil auf Erden ist besser als Vorteil im Himmel!'

Einigkeit unter uns ist besser als jeder irdische Vorteil. Wenn wir untereinander nicht im Frieden sind, ist es nicht leicht, einen Feind zu bezwingen. Von nun an müsst ihr drei, der Hund, der Affe und der Fasan, Freunde sein. Derjenige, der zuerst einen Streit beginnt, wird auf der Stelle entlassen!“

Alle drei versprachen, sich nicht zu streiten.

Der Fasan wurde nun in Momotaros Gefolge aufgenommen und erhielt einen halben Kuchen.

Momotaros Einfluss war so groß, dass die drei gute Freunde wurden und mit ihm als Anführer weiterzogen.

Tag für Tag eilten sie weiter und erreichten schließlich die Küste im Nordosten.

Bis zum Horizont war nichts zu sehen – nicht das geringste Zeichen einer Insel.

Das einzige, was die Stille durchbrach, war das Rauschen der Wellen an der Küste.

Der Hund, der Affe und der Fasan hatten den ganzen Weg durch die langen Täler und über die Hügel tapfer hinter sich gebracht, aber das Meer hatten sie noch nie gesehen.

Zum ersten Mal, seit sie aufgebrochen waren, waren sie verwirrt und schauten sich schweigend an.

Wie sollten sie das Wasser überqueren und zur Teufelsinsel gelangen?

Momotaro merkte bald, dass der Anblick des Meeres seinen neuen Freunden Angst machte, 

Um sie auf die Probe zu stellen, sprach er laut und grob:

„Warum zögert ihr? Habt ihr Angst vor dem Meer? Oh, was seid ihr für Feiglinge! Es ist unmöglich, so schwache Kreaturen wie euch mit mir in den Kampf gegen die Dämonen zu nehmen. Es ist viel besser, wenn ich allein gehe. Ich entlasse euch alle auf einmal!“

Die drei Tiere waren über diesen Vorwurf verblüfft und klammerten sich an Momotaros Ärmel, um ihn anzuflehen, sie nicht wegzuschicken.

„Bitte, Momotaro“, sagte der Hund.

„Wir sind so weit gekommen“, sagte der Affe.

„Es ist unmenschlich, uns hier zurückzulassen!“, sagte der Fasan.

„Wir haben überhaupt keine Angst vor dem Meer“, sagte der Affe wieder.

„Bitte nimm uns mit“, sagte der Fasan.

„Ja, bitte“, sagte der Hund.

Sie hatten nun ein wenig Mut gefasst, also sagte Momotaro:

„Gut, dann nehme ich dich mit, aber seid vorsichtig!“

Momotaro besorgte nun ein kleines Bötchen und sie stiegen alle an Bord.

Der Wind und das Wetter waren gut.

Das Schiff flog schnell wie ein Pfeil über das Meer.

Es war das erste Mal, dass die drei Tiere auf dem Wasser waren.

Der Hund, der Affe und der Fasan erschraken zuerst über die Wellen und das Rollen des Schiffes, aber nach und nach gewöhnten sie sich an das Wasser und waren wieder ganz glücklich.

Jeden Tag liefen sie auf dem Deck ihres kleinen Schiffes umher und hielten eifrig Ausschau nach der Insel der Dämonen.

Wenn sie davon müde wurden, erzählten sie sich Geschichten von all ihren Heldentaten, auf die sie stolz waren, und spielten dann gemeinsam Spiele.

Momotaro hielt es für sehr amüsant, den drei Tieren zuzuhören und ihren Schabernack zu beobachten.

Und so vergaß er ganz, dass der Weg lang war und dass er der Reise und des Nichtstuns müde war.

Er sehnte sich danach, die Ungeheuer zu besiegen, die in seinem Land so viel Unheil angerichtet hatten.

Da der Wind zu ihren Gunsten wehte und keine Stürme aufkamen, kam das Schiff schnell voran, und eines Tages, als die Sonne hell schien, wurden die vier Beobachter am Bug mit einem Blick auf das Land belohnt.

Momotaro machte sich sofort bewusst, dass das, was sie sahen, die Festung des Teufels war. 

Auf der Spitze der steilen Klippe, die über das Meer herausragte, stand eine große Burg. 

Jetzt, da sein Vorhaben in greifbarer Nähe war, stützte er seinen Kopf auf die Hände und überlegte, wie er den Angriff beginnen sollte.

Seine drei Gefolgsleute beobachteten ihn und warteten auf Befehle.

Schließlich rief er dem Fasan zu:

„Es ist ein großer Vorteil für uns, dich bei uns zu haben“, sagte Momotaro zu dem Vogel, „denn du hast starke Flügel. Flieg sofort zur Burg und fordere die Dämonen zum Kampf auf. Wir werden dir folgen.“

Der Fasan gehorchte sofort.

Er flog vom Schiff weg und schlug freudig mit seinen Flügeln in die Luft.

Der Vogel erreichte bald die Insel und nahm seine Position auf dem Dach in der Mitte der Burg ein und rief laut:

„All ihr Teufel hört mir zu! Der große japanische General Momotaro ist gekommen, um gegen euch zu kämpfen und euch eure Festung zu nehmen. Wenn ihr euer Leben retten wollt, müsst ihr euch sofort ergeben. Als Zeichen eurer Unterwerfung müsst ihr die Hörner, die auf eurer Stirn wachsen, abschlagen. Wenn ihr euch nicht sofort ergebt, sondern euch zum Kampf entschließt, werden wir, der Fasan, der Hund und der Affe, euch alle grün und blau schlagen.“

Die gehörnten Dämonen schauten auf und sahen nur einen Fasan, lachten und sagten:

„Ein wilder Fasan, in der Tat! Es ist lächerlich, solche Worte von einem gemeinen Ding wie dir zu hören. Warte nur, bis du einen Schlag von einer unserer Eisenstangen bekommst!“

Die Teufel waren in der Tat sehr wütend.

Sie schüttelten ihre Hörner und ihre roten Haarsträhnen heftig und zogen sich eilig Hosen aus Tigerfell an, um noch schrecklicher auszusehen.

Dann holten sie große Eisenstangen hervor und rannten zu dem Fasan, der über ihren Köpfen hockte und versuchten, ihn zu erwischen.

Der Fasan flog zur Seite, um dem Schlag zu entgehen, und griff dann erst den Kopf des einen und dann den des anderen Dämons an.

Er flog um sie herum und schlug dabei so heftig und unaufhörlich mit seinen Flügeln in die Luft, dass sich die Teufel fragten, ob sie nur gegen einen oder viele Vögel auf einmal kämpfen mussten.

In der Zwischenzeit hatte Momotaro das Schiff an Land gebracht.

Als sie sich genähert hatten, sah er, dass das Ufer wie ein Abgrund war und dass die große Burg von hohen Mauern und großen Eisentoren umgeben und stark befestigt war.

Momotaro ging an Land und in der Hoffnung, einen Eingang zu finden.

Er ging er den einzigen Weg nach oben, gefolgt von dem Affen und dem Hund.

Bald darauf trafen sie auf zwei schöne junge Frauen, die ihre Kleider in einem Bach wuschen.

Momotaro sah, dass die Kleider blutverschmiert waren und dass den beiden Mädchen beim Waschen die Tränen über die Wangen liefen.

Er blieb stehen und sprach sie an: „Wer seid ihr, und warum weint ihr?“

„Wir sind Gefangene des Dämonenkönigs. Wir wurden aus unserer Heimat auf diese Insel verschleppt, und obwohl wir die Töchter von Daimios sind, sind wir gezwungen, seine Dienerinnen zu sein, und eines Tages wird er uns bestimmt fressen.“ antworteten die Mädchen und hielten die blutbefleckten Kleider hoch.

Und bei diesem schrecklichen Gedanken brachen ihre Tränen erneut aus.

„Ich werde euch retten“, sagte Momotaro. „Weint nicht mehr, zeigt mir nur, wie ich in die Burg komme.“

Die beiden Mädchen gingen voran und zeigten Momotaro eine kleine Hintertür im untersten Teil der Burgmauer – so klein, dass Momotaro kaum hineinkriechen konnte.

Der Fasan, der ununterbrochen hart kämpfte, sah, wie Momotaro und seine kleine Bande von hinten hereinstürmten.

Momotaros Ansturm war so wütend, dass die Teufel ihm nicht standhalten konnten.

Zuerst war ihr Feind ein einzelner Vogel gewesen, aber jetzt, wo Momotaro, der Hund und der Affe angekommen waren, waren sie verwirrt.

Die vier Feinde kämpften wie hundert, so stark waren sie.

Einige der Teufel stürzten von der Brüstung des Schlosses und wurden auf den Felsen darunter zerschmettert; andere fielen ins Meer und ertranken; viele wurden von den drei Tieren grün und blau gehauen.

Der Anführer der Teufel war schließlich der Einzige, der noch stand.

Er beschloss, sich zu ergeben, denn er machte sich bewusst, dass sein Feind viel stärker war als ein normaler Sterblicher.

Er trat demütig auf Momotaro zu, warf seine Eisenstange hin und kniete sich zu Füßen des Siegers nieder.

Als Zeichen der Unterwerfung brach er die Hörner von seinem Kopf ab, denn sie waren das Zeichen seiner Stärke und Macht.

Momotaro kehrte triumphierend nach Hause zurück und nahm den Teufelshäuptling als Gefangenen mit.

„Ich habe Angst vor dir“, sagte er sanftmütig. „Ich kann mich nicht gegen dich wehren. Ich gebe dir alle Schätze, die in meinem Schloss versteckt sind, wenn du mich gehen lässt!“

Momotaro lachte.

„Es sieht dir nicht ähnlich, großer Teufel, um Gnade zu betteln, nicht wahr? Ich kann dich nicht frei lassen, so sehr du auch bettelst. Du hast vielen Menschen weh getan, sie unglücklich gemacht und unser Land viele Jahre lang ausgeraubt.“

Dann fesselte Momotaro den Teufelshäuptling und übergab ihn der Obhut des Affen. 

Nachdem er dies getan hatte, ging er in alle Räume des Schlosses, befreite die Gefangenen und sammelte alle Schätze ein, die er fand.

Der Hund und der Fasan trugen die Beute nach Hause.

So kehrte Momotaro triumphierend in sein Haus zurück und nahm den Teufelshäuptling als Gefangenen mit.

Die beiden armen Mädchen, die Töchter von Daimios und andere, die der böse Dämon als Sklaven verschleppt hatte, wurden sicher nach Hause gebracht und ihren Eltern übergeben.

Das ganze Land machte Momotaro bei seiner triumphalen Rückkehr zum Helden und freute sich, dass das Land nun von den Raubteufeln befreit war, die das Land lange Zeit in Angst und Schrecken gehalten hatten.

Die Freude des alten Paares war größer denn je, und der Schatz, den Momotaro mitgebracht hatte, ermöglichte ihnen ein Leben in Frieden und Überfluss bis ans Ende ihrer Tage.

...

Hinweis: Der Text ist verfügbar unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike License. Übersetzt aus dem Englischen: The Japanese Fairy Book/Momotaro, or the Story of the Son of a Peach

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