Wie der Mond entstanden ist, eine Legende der Māori

Edith Howes
Edith Howes
Wie der Mond entstanden ist, eine Legende der Māori
Tipp: Speichere Onkel Guidos Geschichten direkt auf dem Homescreen & entdecke mit nur einem Klick neue Geschichten ➤ zur Anleitung (Klick).
Dein Kind will die Geschichten nicht nur lesen, sondern auch ausmalen? Dann schau dir mal die 21 Ausmal­geschichten von Onkel Guido an (Klick).

In dieser Abenteuergeschichte erfährst du, wie der Mond entstanden ist – nun ja, zumindest laut dieser Legende der Maori. Zwei Freundinnen gehen auf ein Abenteuer, um das ewige Leben für die Menschheit zu gewinnen. Dabei müssen sie viele Herausforderungen und Schwierigkeiten überwinden. Ob sie das schaffen und was ihr Abenteuer mit dem Mond zu tun hat, findest du jetzt heraus!

Vor langer, langer Zeit, bevor es den Mond am Himmel gab, lebten zwei wunderschöne Mädchen, die sich innig liebten.

Das eine Mädchen hieß Tia, das andere Kori.

Tia hatte schon viel über das ewige Feuer, das nie erlischt, gehört. Sie sprach oft mit Kori darüber.

„Es wird in einer der Unterwelten aufbewahrt“, sagte sie. „Grimmige Geister bewachen es Tag und Nacht. Wenn wir es wegbringen könnten, würden unendlich leben. Stell dir das vor. Unendliches Leben! Was für ein Geschenk wäre das für die Welt!“

Und eines Tages fragte sie dann endlich: „Kommst du mit mir, um das ewige Feuer zu suchen?“

„Die Reise ist zu gefährlich“, rief Kori. „Außerdem gibt es diese schrecklichen Gespenster! Wir würden niemals lebend zurückkehren.“

„Warte! Ich habe einen Plan“, sagte Tia. „Wir könnten einen Korb mit Süßkartoffeln zu den Geistern nehmen. Und während sie die süßen Erdfrüchte essen, können wir ihnen das Feuer wegnehmen und damit weglaufen.“

„Aber sie würden uns erwischen“, antwortete Kori.

„Ich glaube nicht. Wir sind beide schnelle Läufer und sollten einen guten Start haben.“, entgegnete Tia.

Ein Ass hatte Kori noch im Ärmel: „Unsere Eltern lassen uns vielleicht nicht gehen.“

„Wir müssen nicht sagen, wohin wir gehen und auch nicht die Gefahren der Reise erwähnen. Es reicht, wenn wir sagen, dass wir gemeinsam eine kleine Reise unternehmen wollen“, beruhigte sie Tia.

Kori schaute immer noch zweifelnd, aber Tia nahm ihre Hände und schaute ihr in die Augen. „Ich werde gehen, liebe Freundin“, sagte sie.

„Ich habe Tag und Nacht darüber nachgedacht, ich kann es nicht aufgeben. Aber du, komm nicht mit, wenn du nicht mutig genug bist. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.“

„Wo du hingehst, gehe ich auch hin, das solltest du mittlerweile wissen!“, rief Kori.

„Dann komm mit mir, um das Feuer zu finden, das niemals erlischt“, lachte Tia, „denn dorthin werde ich gehen.“

„Okay, dann los“, sagte Kori, obwohl sie bei dem Gedanken an dieses Abenteuer zitterte.

Als dann die wirklichen Gefahren kamen, vergaß sie ihre Ängste und machte alles genauso tapfer mit wie Tia selbst.

Sie holten sich die Erlaubnis ihrer Eltern und machten sich auf den Weg, wobei sie Essen für unterwegs und einen Korb mit Süßkartoffeln für die Geister mitnahmen.

Zunächst war der Weg sehr angenehm.

Er führte über eine sonnige Ebene und an einem sanft fließenden Fluss vorbei.

Aber als sie das dunkle Buschland erreichten, begannen die Probleme.

Jeder Baum und jede Brombeere, jeder Vogel und jedes Insekt im Busch wusste, warum Tia und Kori in den Norden reisten.

Sie alle versuchten, sie von den Gefahren, die vor ihnen lagen, zu beschützen.

Die hohen Bäume schlossen ihre Äste ineinander, um die Sonne auszusperren und den Weg zu verdunkeln.

„Ihr werdet euch verirren. Kehrt um, bevor es zu spät ist“, seufzten alle Tiere und Pflanzen.

Und so kam es, wie es kommen musste: Die beiden Mädchen verirrten sich ein paar Mal auf ihrem Weg, mussten zurückgehen und einen anderen Weg suchen.

„Kehrt um, bevor es zu spät ist“, sagten die Brombeeren mit ihren dornigen Ästchen.

Sie fingen die zwei Freundinnen ein, hielten sie mit ihren gekrümmten Klauen fest und kratzten ihre Hände und Gesichter, bis sie bluteten.

„Kehrt um, bevor es zu spät ist“, riefen die Vögel und Insekten.

Sie klauten, was die zwei Mädels zu essen mitbrachten, damit der Hunger sie wieder in Sicherheit brachte.

Aber Tia und Kori ließen sich nicht von ihrem Plan abbringen.

Und obwohl sie nach vielen Tagen so geschwächt waren, dass sie sich am Fuße eines großen Baumes erschöpft hinlegten und nicht mehr aufstehen konnten, verloren sie nicht den Mut.

Ihr ganzes Essen war weg, bis auf den Korb mit Süßkartoffeln für die Geister.

Ihre Füße schmerzten sehr und vor Müdigkeit konnten sie sich kaum bewegen, aber sie sagten: „Wir werden schlafen und gestärkt aufwachen. Wir dürfen und werden nicht aufgeben.“

Aus den Blättern des Baumes lugten die freundlichen Gesichter der Waldfeen hervor.

Sie hörten die tapferen Worte und sahen, wie die erschöpften Mädchen in den Schlaf sanken. 

„Lasst uns ihnen helfen“, sagte eine. „Die Pflanzen und Tiere haben ihr Bestes getan, um sie aufzuhalten, aber sie werden sich nicht aufhalten lassen. Vielleicht wird ihr Mut sie sicher bis zum Ende ihrer Reise tragen.“

Sie stiegen vom Baum herab, trugen die Schläfer in den Feenpalast und legten sie auf weiche Daunenbetten, damit sie die Nacht ruhen und in Frieden träumen konnten.

Am Morgen brachten sie den zwei Freundinnen magische Speisen und Getränke, die alle Schmerzen und Müdigkeit linderten.

Die beiden Mädchen, die wieder gesund und munter waren, machten sich mit dankbaren und glücklichen Herzen erneut auf den Weg.

Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten, kamen sie in das Bergland.

Die Berge setzten all ihre Schrecken ein, um sie von ihrer Weiterreise abzuhalten.

Kleine Hügel erhoben sich zu Bergen, um ihre Füße zu ermüden und die Berge reckten sich fast bis zum Himmel.

Die Mädchen gingen weiter, als wäre nichts geschehen.

Und die Hügel und Berge, die das sahen, schrumpften wieder auf ihre alte Größe zurück, sodass Tia und Kori mit Leichtigkeit über sie hinwegklettern konnten.

Manchmal sprangen ihnen plötzlich große Felsen in den Weg, tiefe Klüfte taten sich vor ihren Füßen auf, starke Winde brausten über ihre Köpfe hinweg und einmal verfolgte sie ein Bergriese.

Aber sie zögerten nicht und kehrten nicht um, und schließlich sagten die Berge: „Lasst sie in Ruhe. Ihr Mut wird sie sicher zu ihrem Ziel führen.“

Endlich erreichten sie das Ende des Landes.

Vor ihnen lag das Meer und über ihnen ragte ein schöner Baum mit roten Blüten.

Sie standen am Rande der Klippe und betrachteten die verschlungenen Wurzeln, die vom Baum die Felswand hinunter zum Strand führten.

„Der Baum heißt Sprenkelbaum“, sagte ein Tia. „Zwischen seinen untersten Wurzeln liegt die Öffnung zur Unterwelt. Zu diesem höheren Punkt über uns kommen jede Nacht die Seelen derer, die tagsüber gestorben sind. Dort halten sie einmal inne, um zu seufzen, dann stürzen sie sich hinunter in die dunkle Unterwelt. Wenn wir unsere Freunde vor dem Tod und diesem traurigen Ende bewahren können, haben sich die Herausforderungen auf dem Weg dorthin gelohnt.“

Die Nacht hindurch ruhten sie sich aus.

Als der Morgen anbrach, stiegen sie an den Wurzeln hinab und fanden die Öffnung zur Unterwelt.

Es war ein schmaler Gang, dunkel wie die Nacht, der in die Erde führte.

Zitternd traten sie ein und tasteten sich mit klopfendem Herzen langsam voran.

Nach vielen Minuten erblickten sie ein schwaches Licht vor sich.

Sie liefen schneller.

Als sie das Ende des Ganges erreichten, lugten sie vorsichtig hinaus.

Vor ihnen lag eine weite, offene Ebene, die von einem Feuer aus drei gekreuzten Stöcken erleuchtet wurde.

Vor dem Feuer saßen drei grimmige alte Geister.

„Das Feuer, das niemals ausgeht!“, flüsterte Tia. „Gib mir die Süßkartoffeln.“

So leise sie konnten, näherten sich die zwei Mädchen dem Feuer, aber die Geister hörten ihre Schritte.

„Sterbliche!“, kreischten sie und sprangen wütend auf.

Tia hielt ihnen den Korb mit den Süßkartoffeln hin.

„Seht“, sagte sie, „wir haben euch diese Erdfrüchte gebracht. Ihr habt hier unten keine so süßen Früchte.“

Erstaunt über ihre Kühnheit nahmen die Geister die Süßkartoffeln und drängten sich um sie, um sie zu kosten.

Tia bückte sich, schnappte sich einen Feuerstab vom Boden und rannte mit Kori zum Eingang des Ganges.

Sie hatten den Eingang fast erreicht, als Wutschreie ihnen verrieten, dass ihr Trick entdeckt worden war. „Schnell, jetzt aber schnell!“, rief Tia.

Den langen Gang hinauf, der jetzt von dem brennenden Stock erleuchtet wurde, flohen sie mit verzweifelter Schnelligkeit.

Hinter ihnen kamen die Geister und holten sie fast ein.

„Wenn wir nur den Vorsprung halten können, bis wir die Öffnung erreichen“, keuchte Kori. „Ah, hier ist es. Wir sind gerettet.“

Sie sprang durch die Öffnung, drehte sich um und ergriff die Hand ihrer Freundin, um ihr zu helfen.

Doch in diesem Moment erreichte einer der Geister Tia und packte sie fest an der Ferse. „Ich werde festgehalten“, keuchte Tia.

Sie wehrte sich wild, während Kori mit aller Kraft zog, aber Tia konnten ihre Ferse nicht befreien.

„Lass den Feuerstab fallen und gib mir beide Hände“, sagte Kori. „Lass ihn fallen, oder du wirst zurückgezogen und das bedeutet den Tod.“

„Ich werde das Feuer nicht aufgeben. Es ist unendliches Leben!“, rief Tia.

Plötzlich hatte sie eine Idee.

Mit einem gewaltigen Ruck schleuderte sie den Feuerstab weit in den Himmel. Nun hatte sie beide Hände frei.

Kori ergriff die befreite Hand und zog ihr beste Freundin mit ihrer letzten Kraft in das schützende Tageslicht.

Die Geister wagten es nicht, über die Schwelle zu treten. Sie flohen zurück durch den Gang und schrien vor Wut über den Verlust ihres geliebten Feuerstabes.

Die zwei Mädchen lagen keuchend am Strand, die Augen auf den brennenden Stock gerichtet.

Von der Stelle aus, an die Tia ihn geschleudert hatte, wirbelte er immer höher, schneller und schneller, bis er sich zu einem Ball aufwirbelte.

Das sah Rangi, einer der maorischen Götter, der gerade einen Spazierflug durch den Himmel machte.

Rangi schaute nach unten und sah den Feuerstab auf ihn zufliegen.

Er streckte seine Hand aus, fing ihn auf und legte ihn auf einer kleinen Wolke im Himmel ab. 

Er rief den Nordwind und gab ihm eine Botschaft für die zwei Mädchen mit.

„Sag ihnen“, sprach Rangi, „dass das ewige Leben nicht für die Menschen auf der Erde ist. Aber sag ihnen auch, dass ihre mutige Tat nicht umsonst war, denn das Feuer, das nie erlischt, bleibt am Himmel, um Licht zu spenden, wenn die Sonne weg ist. So kann ich in der Nacht auf die Erde hinunterschauen; durch sein Licht werden die Menschen sehen, dass sie gehen können, wenn es sonst dunkel wäre. Die Mädchen sollen nach Hause zurückkehren und sich bewusst machen, dass die Menschen sie für immer für ihre gute Tat segnen werden.“

Die Frauen hörten sich die Botschaft an und waren nicht mehr traurig über den Verlust des Feuerstabes. 

Sie traten den Rückweg an und kehrten sicher nach Hause zurück, wo sie ihren Freunden von ihrem Abenteuer berichteten.

Ihre Freunde waren sehr skeptisch. Sie glaubten den zwei nicht und waren sich sicher, dass sie sich diese Geschichte nur ausdachten.

Aber sie staunten nicht schlecht, aber als sie das neue große Licht am Himmel sahen.

Jetzt glaubten sie den zwei Mädchen und lobten sie für ihren Mut.

Und das große Licht leuchtet immer noch am Himmel.

Die Menschen nennen es den Mond.

Hallo, ich bin Onkel Guido
… ich komme aus dem schönen Köln, bin selbst Vater und seit neustem auch Opa. :) Auf dieser Seite findest du Geschichten für Kinder und Erwachsene. Schön, dass du da bist!
Kostenlos für dich
& deinen nachwuchs
Jede Woche neue Geschichten 🦊
Bonus: Nach der erfolgreichen Anmeldung kannst du direkt 101 tolle Ausmalbilder zum Ausdrucken herunterladen 🥳
Garantiert ohne Spam & Quatsch. Deine Daten sind sicher. Zur Datenschutzerklärung.

Wundervolle Kindergeschichten zum Vorlesen & Anhören

Auf dieser Webseite findest du tolle Geschichten zum Vorlesen für kleine und große Kindern. Entweder einfach zwischendurch zum Entspannen oder abends als „Gute Nacht“-Geschichte, diese kindergerechten Geschichten passen immer.

Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Lesen oder Anhören.

P.S.: Du kannst Onkel Guidos Geschichten auch auf den folgenden Plattformen anhören.

Noch mehr schöne Geschichten entdecken
..